Will man mit jemandem über den Einstieg in das digitale Zeitalter sprechen, so ist Gunter Dueck einer der kundigsten wie unterhaltsamsten Gesprächspartner. Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass man hier jemandem gegenübersitzt, der im Rahmen eines Weltkonzerns – der IBM - die Rolle eines Distinguished Engineers, eines Chief Technology Officers und schließlich eines Master Inventors innehatte. Mögen all diese Titel ehrfurchtheischend anmuten, so war das Gespräch mit ihm von einer ungewohnten Leichtigkeit – was mit der omnisophischen Ausrichtung seines Lebens zu tun haben mag. War dem jungen Mann, der auf einem Bauernhof in Groß-Himstedt aufwuchs (einer Gemeinde, die 548 Einwohner hat und 5 Straßen zählt), der Beruf des Schriftstellers verwehrt, so wurde er, dahingehend begabt, zum Professor der Mathematik und ging, in Ermangelung eines entsprechenden Universitätspostens, an das Wissenschaftliche Zentrum der IBM in Heidelberg. Arbeitete er daselbst an der technologischen Ausrichtung der IBM, an Strategiefragen und der Problematik, wie sich ein kultureller Wandel einstellen kann, so führte ihm dies den tiefen Konflikt zwischen der Welt der Zahlen und der Kretativität vor Augen. Folglich konzentrierte sich Wild Duck, wie ihn einer der amerikanischen IBM-Bosse nannte, zunehmend aufs Schreiben und darauf, seine an der Philosophie gewonnenen Einsichten in eine fassliche Sprache zu übertragen – eine Tätigkeit, die sich in einer Unzahl von Büchern und Vorträgen niedergeschlagen hat. Und weil er sich dabei nicht scheut, auch unbequemste Wahrheiten auszusprechen, hat Dueck die Stupidologie eines Carlo Cipolla auf höchste Ebenen hinaufkatapultieren können. Hat mich hier eine Abstraktionshöhe erreicht, bei der die Buzzwords des Geschäftswelt dahinschmelzen wie das Eis in der Sonne, treten andererseits die blinden Flecke unserer Gegenwart umso deutlicher hervor. In jedem Fall versteht man, warum selbst das Arcanum der Computerwelt sich so bitter irren konnte, was die Entstehung der Cloud anbelangt – und warum wir uns auf eine Zukunft der autonomen Automobilität einstellen sollten.
Seit seinem Abschied von der IBM lebt Gunter Dueck als Schriftsteller und weithin bekannter Keynote-Speaker. Hier seine persönliche Website.
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