Wie nennt man einen Avantgardisten, der in die Jahre gekommen ist? Vielleicht ist das egal, denn die Frage, die der Netzaktivist Geert Lovink an die Welt gestellt hat, hat sich bis heute heute keineswegs erledigt – ganz im Gegenteil. Tag für Tag wird klarer, dass die Welt der Internets keine künstliche Hinterwelt darstellt, sondern eine soziale Plastik, die unser tägliches Leben formatiert – auf eine Weise, die den Akteuren, auch manchem Digital Native gar nicht bewusst sein mag. Und weil dies so ist, hat sich die Fragestellung, welche den jungen Geert Lovink zum Studium der Politikwissenschaften und der Massenpsychologie bewegte, nicht erledigt – ja, kann man sie als das Leitmotiv seines Denkens und Handelns auffassen. In Geert Lovink findet sich jemand, der als Netzaktivist, als Kurator, Zeitungsmacher, als Gründer des Institute of Network Cultures an der Amsterdamer University for Applied Sciences, schließlich als Hochschullehrer selbst die Geschichte des Netzes begleitet, beobachtet und analysiert hat. Mag sein, dass hier die eine oder andere Beobachtung mit einer tiefen Ernüchterung einhergeht. In jedem Fall erzählt sein schönes Buch Sad by Design – das in der deutschen Übersetzung den Titel „Digitaler Nihilismus“ trägt – von einem großen, massenpsychologischen Feldexperiment, dem die Theorie abhanden gekommen ist. Und genau deswegen kommen wir im Gespräch immer wieder auf diese unerledigte Frage zurück: Was ist das Netz, wenn wir es nicht als Medium, sondern als soziale Plastik betrachten?
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Dieser Podcast präsentiert Buchkapitel, die sich zu Audiostücke gewandelt haben, aber wird auch Gespräche mit anderen Autoren enthalten.
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