Man könnte Philipp Hübl einen Post-Metaphysiker nennen, einen Philosophen, der die ideologische Hornbrille abgelegt und sich stattdessen der Empirie anvertraut hat. Dieser datengetriebene Ansatz freilich führt in ein Paradoxon hinein, und zwar insofern, als der Zugang ins Menschlich-Allzumenschliche fast notwendig in die Abgründe des Sozialen hineinführt, in all das, was sich nicht in ein kohärentes Weltbild auflösen lässt. Und nicht zufällig ist sein erstes größeres Werk, Der Untergrund des Denkens betitelt, einer „Philosophie des Unbewussten“ gewidmet. Bewaffnet mit den Waffen der Sozialpsychologie scheut sich Hübl nicht, in vermintes Terrain vordringen – und dies auf so entspannend unaufgeregte und nüchterne Weise, wie es einem Philosophen wohl ansteht. Und weil man sich mit ihm wunderbar über die Blüten der postmodernen Gesellschaft unterhalten kann (über Tribalismus, Pretendians und Moralhochstapelei), erfährt der Hörer, wie der Philosoph beim Warten auf das sich erhitzende Bügeleisen lernt, wie es ist, mit dem Bügeleisen zu philosophieren – und wie der Philosoph die Massenseele, das nervöse Datenbündel des Großstädters, in sich entdeckt hat.
Philipp Hübl lehrte als Junior-Professor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart, danach an der Universität der Künste, Berlin.
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