Versucht man sich in Gedanken ein Bild vom langsamsten Reporter der Welt zurechtzulegen, wäre man verblüfft, Hannes Grassegger in natura zu begegnen (oder müsste man nicht eigentlich sagen, in virtualis?). Tatsächlich hat man es mit einem quicklebendigen Zeitgenossen zu tun, der ein ausgeprägtes Gespür für die Schräglagen, Ambivalenzen und Doppelbödigkeiten des Zeitgeists besitzt. Folglich behandeln seine Reportagen solch brennende Themen wie die Cambridge Analytica, die elenden Arbeitsbedingungen von Facebook Mitarbeiten, die mit der Löschung gewalttätiger oder pornographischer Inhalt beschäftigt sind, oder die Rätselfrage, wie ein Philanthrop wie George Soros in der Öffentlichkeit zu einer Art Erzbösewicht hat mutieren können. Und weil es bei alledem um zeitgenössische Geistesverirrungen geht, behandelt unser Gespräch die Frage des Infokrieges – und was dies mit der Welt des Digitalen und den Pädoarmeen der 4chan-Trolls zu tun haben könnte. Wie lässt sich das wahre Leben von den Fabrikationen der Infokrieger unterscheiden – und was heißt es, wenn man aus einer Computerspieleplattform ins wirkliche Leben hinaustritt: IRL = In real life.
Hannes Grasseggers Reportagen sind in Zeitschriften und Magazinen wie der Süddeutschen Zeitung, Buzzfeed, der Zeit, dem Guardian oder der New Republic erschienen, zumeist jedoch beim schweizerischen Das Magazin. Neben seiner journalistischen Arbeit lehrt er an der Universität Basel und bereitet derzeit seinen Wechsel zum Netzwerk Polaris vor.
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