Das stärkste Antidot, das den Einzelnen davor bewahrt, sich einem Phantasma anheimzugeben, ist zweifellos, dass man das, worüber man theoretisierend nachzudenken sich anschickt, in der Praxis kennengelernt hat. Und was die junge Soziologin Elena Esposito, die zunächst bei Umberto Eco Soziologie studierte, später bei Niklas Luhmann in Bielefeld habilitierte, davor bewahrte, eine Künstliche Intelligenz herbeizubeschwören, wo doch lediglich die Gesetze der Wahrscheinlichkeit walten, war, dass sie, um Geld zu verdienen, eine Zeitlang als Consultant für eine große Computerfirma tätig war, welche die aufblühende Games-Industrie mit neuen Werkzeugen versorgte. Diese Vertrautheit mit Programmierern, ihren Denkgewohnheiten und den Phantasien, die sich im Game-Development herausgebildet haben, hat den Blick der Soziologin herausgefordert: jene Veränderungen in den Blick zu nehmen, welche der alltägliche Umgang mit Computern für unsere Kommunikation mit sich bringt. Und genau dies war es, was das Gespräch mit Elena Esposito zu einem regelrechten Vergnügen gemacht hat: dass man sich nicht über irgendwelche Phantasmen austauscht (»Wird der Computer den Menschen ersetzen?«), sondern über das, was Sache ist. Was den coolen Blick der Soziologin zur Geltung bringt, die mit großer Sorgfalt seziert, was es für eine Gesellschaft bedeutet, mit unverständlichen Maschinen in die Kommunikation einzutreten.
Elena Esposito lehrt Soziologie an der Universität Bielefeld und an der Universität Bologna.
Im Gespräch mit ... Elena Esposito