Wenn das Leben farbig wird, so rührt dies von den Zwischentönen her, dem, was, zwischen Schwarz und Weiß oszilliert. Und deswegen ist der beste Gesprächspartner, mit dem man über die Abgründe der menschlichen Psyche nachdenken kann, jemand, der diese Spannung selbst in sich trägt. Und schon aus diesem Grund war ich höchst fasziniert, Nahlah Saimeh, die sich als forensische Psychiaterin einen Namen gemacht hat, in einem Kontext zu sehen, der nichts mit ihrer Profession, der Begutachtung von Mördern zu tun hat: im Felde der Kunst. Und weil das Doppelleben einen stereometrischen, ganzheitlichen Blick auf die Dinge erlaubt, ist eine Unterhaltung herausgekommen, in der sich die langjährige Berufserfahrung der Forensikerin artikuliert, aber keineswegs an den Grenzen der Disziplin halt machen muss. Ganz im Gegenteil: Dort, wo sie überschritten werden, begreift man, dass das Böse nicht das ganz Andere, Fremde und Unsägliche ist, sondern eine Abgründigkeit, die in jedem einzelnen Einzelnen liegt. Oder wie Nahlah Saimeh es in einem Buchtitel selbst genannt hat: das liebe Böse.
Von Nahlah Saimeh sind zuletzt folgende Bücher erschienen:
Im Gespräch mit ... Nahlah Saimeh