In einer Zeit, da sich die meisten Zeitkritiker in moralischen, nicht selten fadenscheinigen Kategorien ergehen, sind die klassischen Marx‘schen Kategorien aus dem Blickfeld geraten, ist die politische Ökonomie durch eine moralische Ökonomie ersetzt worden. Zwar unterscheidet man auch hier noch immer streng zwischen Unterdrückern und Unterdrückten, aber wo der Mehrwert – das Versprechen der Zukunft – durch die Apokalypse ersetzt worden ist, bleibt nurmehr die moralische Forderung nach Reue und Umkehr - hat man die analytischen Werkzeuge kurzerhand dem Orkus überantwortet. In ihrem (gemeinsam mit Joshua Picket-Depalois herausgebenen Buch) The Conformist Rebellion hat die Philosophin Elena Louisa Lange die kognitiven Dissonanzen des Zeitgeistes erforscht – den politischen Aktivismus, der sich rebellisch gebärdet, aber doch noch nur am großen Kuchen teilhaben möchte. Von daher ist ein Gespräch mit ihr gleich eine doppelte Zeitreise: ins Vergangene wie ins Künftige. Die große Frage ist: Wie lässt sich das politische Vakuum überwinden? Und wo liegt der Mehrwert in der Aufmerksamkeitsökonomie? Elena Louisa Lange, als ausgebildete Philosophin und Japanologin, hat über den japanischen Philosophen Nishida Kitarō promoviert. Nach langjähiger Lehrtätigkeit an der Universität von Zürich arbeitet sie als Publizistin (für den Schweizer Monat, die Züricher Weltwoche u.a.) und betreibt den Substack Blog Lawyer‘s Fees, Beetroot and Music.
Share this post
Im Gespräch mit ... Elena Louisa Lange
martinburckhardt.substack.com
Im Gespräch mit ... Elena Louisa Lange
Über Marx, Mehrwert und die moralische Ökonomie
Nov 29, 2023
Im Gespräch mit ... Elena Louisa Lange