Im Jahr 1993, als sich in meinem Denken (veranlasst durch das Studium der mittelalterlichen Geldtheorie und der Gesellschaftsumbrüche des 14. Jahrhunderts) die Idee eines symbolischen Bürgerkriegs herausbildete, verfasste Hans Magnus Enzensberger seine Aussichten auf den Bürgerkrieg – einen Text, den ich damals nur in seiner verkürzten Fassung, als Spiegel-Essay, wahrgenommen habe. Wenn man das Buch heute zur Hand nimmt, dreißig Jahre nach seinem Erscheinen, ist man frappiert von der Hellsichtigkeit und Klarheit, mit der Enzensberger seine Frage angeht. Versetzt man sich in das Entstehungsjahr 1993 zurück, verwundert zunächst einmal, dass und warum der Autor überhaupt sich dieses Themas angenommen hat, war doch der Gleichgewicht des Schreckens vorüber und das Ende der Geschichte eingeleitet. Bill Clinton war gerade zum Präsidenten gewählt – und wenn irgendwo der Horror des Bürgerkriegs aufflammte, so geschah dies am Rande der Zivilisation, in Somalia, Ruanda – oder in der zerfallenden Sowjetunion. Tatsächlich waren die einzigen Beispiele, die Enzensberger für seine steile These aus dem bundesdeutschen Erfahrungsraum beibringen konnte, die Ausschreitungen von Hoyerswerda sowie die Exzesse, welche sich die Berliner Autonomen zu ihren Maifeierlichkeiten herausnahmen – Ereignisse, die, obzwar schrecklich, im historischen Weichbild kaum als repräsentativ für die Gesamtstimmung hätten gewertet werden können. Nun ist, was den Zeitgenossen eine argumentative Schwäche erschienen sein mag, tatsächlich der große Vorzug des Textes. Denn Enzensberger stellt sich der Frage, worin genau das Wesen des Bürgerkriegs liegt. Dabei ist sein Ausgangspunkt die Annahme, dass die nationalstaatlich dominierten Kriege der Moderne eine historische Ausnahme darstellen (eine Rationalisierung und Formalisierung des Gemetzels) – wohingegen der primordiale Kriegszustand der Bürgerkrieg ist.1 Mit dieser Einsicht verlässt Enzensberger das seit dem 18. Jahrhundert gepflegte Idyll und tritt aus dem bürgerlichen Vorgarten in die Wildnis hinaus. Denn in dem Maße, da der Atavismus in den Gedankenhorizont tritt und die alte, nationalstaatliche Ordnung einer „neuen Weltunordnung“ weicht, wird sichtbar, dass das in Europa für selbstverständlich Genommene nicht die Regel, sondern die Ausnahme ist.
Es ist vielleicht nötig, daran zu erinnern, dass die Kämpfe, die im 19. Jahrhundert zur Bildung der modernen Nationalstaaten führten, nicht bloß irrationale Schlägereien waren. Wer nur an das widerwärtige chauvinistische Pathos denkt, von dem sie getragen waren, übersieht leicht die konstruktiven Leistungen des europäischen Nationalismus alter Prägung. Er hat immerhin Konstitutionen hervorgebracht, die Leibeigenschaft abgeschafft, die Juden emanzipiert, den Rechtsstaat und das allgemeine Wahlrecht durchgesetzt.2
Wenn die Welt des Jahres 1993 eine Signatur trägt, so die, dass der moderne Nationalstaat in eine Form der Altersschwäche hineingeraten ist. Nun hat sich dies schon mit dem Ausklang der 60er Jahre abgezeichnet. Seit dem Ende von Bretton Woods war das Kapital nicht mehr in den Kapitalen zuhause, sondern folgte der Gesichtslosigkeit weltweit operierender Finanzmärkte. Vor diesem Hintergrund ließe sich Enzensbergers These als sinistre Variation von Francis Fukuyamas „Ende der Geschichte“ lesen, welche, was häufig vergessen wird, mit ihrem vollen Titel „End of History and the Last Man“ Nietzsches „letzten Menschen“ auf die Weltbühne hebt. Wenn Fukuyama sagt, dass dieser letzte Mensch, der Konsument, »den Endpunkt der ideologischen Evolution der Menschheit und die Universalisierung der westlichen liberalen Demokratie als endgültige Form der menschlichen Regierung«3 darstellt, so ist damit vor allem gesagt, dass der Kapitalismus gesiegt hat. Für Enzensberger ist dieser Sieg – und das unterscheidet ihn von Fukuyama – vor allem ein Pyrrhus-Sieg. Denn weil infolge der Globalisierung immer größere Bevölkerungsgruppen in eine Form des Prekariats abgerutscht sind, hat sich ihrer eine no future-Mentalität bemächtigt. Diese lässt sich insbesondere an den Neonazis studieren, die Enzensberger nicht als überzeugungsgeleitet, sondern als Faksimile, als „Nationalisten der letzten Tage“ begreift: ein letztes, verzweifeltes Aufgebot. Folglich geben sie, anders als die Guerrilleros und Terroristen der sechziger und siebziger Jahre, keine Rechtferigungsschriften, keine pedantischen Katechismen und ideologischen Begründungen mehr ab.
Den heutigen Tätern scheint das entbehrlich. Was an ihnen auffällt, ist das Fehlen aller Überzeugungen.4
Und da dem Neonazi »die eigene Zukunft nichts gilt, kann es nicht wundernehmen, dass ihm auch das eigene Land vollkommen wurst ist.«5 Nun ist das Aufflammen eines ortlosen, aus diesem Grunde nur umso wilder um sich schlagenden Ressentiments nicht die einzige Folge, die mit dem Ende der Geschichte einhergeht. Die zweite, obzwar geräuschlose, in ihrer psychologischen Wirkung jedoch sehr viel gravierende Folge ist, dass sich das juste milieu, wie Enzensberger mitleidlos registriert, in eine Form der ›Lumpenbourgeoisie‹ verwandelt - und diese hat die größten Schwierigkeiten damit, sich mit dem Verlust der tradierten Übereinkünfte abzufinden. Reagieren die Abgehängten mit roher Gewalt, besteht die Antwort der ökonomisch Bessergestellten darin, dass sie den Verlust an Handlungsfähigkeit und Zukunftsgewissheit durch eine umso edlere Gesinnung kompensieren. Und wie der verarmte Adel sich in den Dünkel hinein flüchtete, behauptet man eine Souveränität, die einem realiter zunehmend abgeht. Hier kommen die Medien ins Spiel (welche Enzensberger in der Vorinternet-Zeit vor allem mit dem Nullmedium Fernsehen verkoppelt):
Die Medien verdoppeln gewissermaßen die irreal gewordene Person und liefern ihr eine Art Existenzbeweis. Das ist eine Folge jener pathologischen Selbstlosigkeit, die Hannah Arendt diagnostiziert hat.6
Dass Enzensberger, der sich noch Ende der 60er Jahre von Fidel Castro nach Kuba hat einladen lassen (und in der revolutionären Menschenfabrik seine große Ernüchterung erlebte), sich auf Hannah Arendt bezieht, ist bemerkenswert. Denn Hannah Arendt entwickelte ihr Konzept der ›pathologischen Selbstlosigkeit‹ nicht am bundesrepublikanischen Biedermann, sondern an den Bürgern, die sich im Nationalsozialismus dem totalitären Wahnsinn verschrieben. Und so wie die Charakterstudie eines Adolf Eichmann Hannah Arendt zu ihrer berühmten Schlussfolgerung von der Banalität des Bösen geführt hat, ist zu erwarten, dass auch der Lumpenbourgeoisie eine Form des Breaking Bad bevorsteht – nur dass sich die schiefe Ebene nicht in Gestalt des blanken Ressentiment, sondern in Gestalt der moralischen Überspannung auftut (was die dunkle Bemerkung de Maistres bestätigt, dass der Weg in die Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist). Tatsächlich erweist sich der philosophische Universalismus, der Europa groß gemacht hat, unter den Bedingungen der Globalisierung als eine moralische Falle ersten Ranges. Denn das Fernsehbild, das die Menschen über die Geschehnisse entlegener Weltregionen in Echtzeit unterrichtet, nötigt sie, ihrerseits dazu Stellung zu nehmen – was den Beobachter des Schreckens, wenn er denn einer universalistischen Weltsicht huldigt, zum Mitwisser macht. Oder wie Enzensberger schreibt:
Wen der Terror der Bilder nicht zum Terroristen macht, den macht er zum Voyeur. Überall, heißt es, finden fortwährend Massaker statt, Menschen verhungern, werden vertrieben, gefoltert, vergewaltigt, und ihr seht tatenlos zu, geht euren alltäglichen Beschäftigungen nach, legt die Hände in den Schoß... Das ist kein stummer, es ist ein sehr beredter Vorwurf.
Um diesem Vorwurf etwas entgegenzusetzen, kommt es zu dem, was in der Folgezeit mit dem Label der „humanitären Intervention“ belegt worden ist – militärische Eingriffe, die eine nicht endenwollende Serie von Fehlschlägen darstellen: Der erste Irakkrieg (1991), Somalia (1992), schließlich die katastrophale UNAMIR-Mission für Ruanda, welche den Völkermord an den Tutsi vor den Augen der Weltöffentlichkeit geschehen ließ. Und so geschieht, was geschehen musste, mündet der Impuls der Allzuständigkeit in eine moralische Katastrophe ein:
Wer den militärischen Eingriff verweigert, wird der Diskriminierung und der Barbarei bezichtigt. Damit verliert auch der antikolonialistische Diskurs immer mehr den Boden unter den Füßen. Auf der einen Seite hat er Souveränität, Unabhängigkeit und Nichteinmischung heiliggesprochen; auf der anderen Seite wird den Mächten des Westens eine universelle Zuständigkeit zugeschrieben, so dass der wahre Schuldige immer zugleich als prospektiver Retter erscheint, und umgekehrt. Dies geht soweit, dass bereits der Wunsch nach Rekolonialisierung in der Form von Mandaten laut wird.7
Diese Überforderung, bei der der Kantische Weltbürger mit Verhältnissen konfrontiert wird, die gar nicht in seiner Macht stehen, führt nicht bloß in alle erdenklichen Aporien hinein, sie lässt den Weltenretter vergessen, dass seine eigenen Gewissheiten, Institutionen in ihrer raison d’etre längst angekränkelt sind – und dass sich in ihnen weniger eine Realität, als eine Wunschvorstellung ausdrückt. Genau das ist der finstere Sinn jenes Enzenberger’schen Diktums:
»Die Moral ist die letzte Zuflucht des Eurozentrismus«.
Oder mit anderen Worten: Man flüchtet sich in eine Phantasiewelt hinein. Weil man auf diese Weise ein Ich beschwört, das nicht mehr vorhanden ist, fällt der Weltretter einem autistischen Selbstverständnis anheim – und dies wiederum zeigt ihn, strukturell jedenfalls, als Verwandten seines Widerparts, des verabscheuten Neonazi). Nun muss man nicht weit schauen, um ein Psychogramm dieses Typus zu erhalten. Jeder Politiker, der in der heutigen Medienwelt zu reüssieren vermocht hat, hat sich nolens volens in ein solches Moralkorsett hineinzwängen müssen. Dass man sich sich dabei von der erniedrigten Kreatur des Kapitalismus, dem Proletarier, abgewandt hat und stattdessen einer moralischen Ökonomie in die Arme geworfen hat, ist dabei fast eine Zwangsläufigkeit. Man könnte von einem Moment der psychischen Inflation sprechen, einer gedanklichen Blasenbildung, bei der allein der Wunsch der Vaters des Gedankens ist – und zur Mutter eines gründlichen Realitätsverlusts wird. Hält man sich die Probemlösungsstrategie des Dwight D. Eisenhower vor Augen („If a problem cannot be solved, enlarge it!“), so stellt die Klimakrise nachgerade so etwas wie einen idealen Ausweg dar. Denn solcherart wird das eigene Handlungsfeld in die äußerste Abstraktion überführt und zugleich mit einer apokalyptischen Dringlichkeit versehen, die den Gläubigen davor bewahrt, das beschworene Weltbild mit der eigenen Lebenswirklichkeit in Einklang bringen zu müssen. In diesem Sinn ist die Hypermoral nur ein anderes Wort für den Realitätsverlust. Lässt man die großen politischen Ereignisse der letzten Jahrzehnte an sich vorüberziehen, so sieht man, dass nicht mehr das klassische Interessenskalkül die politischen Entscheidungen bestimmt hat, sondern dass allein Bilder den Ausschlag gegeben haben: die brennenden TwinTowers oder der Leichnam des syrischen Knaben, der an den Strand von Bodrum angespült wurde und zur Ikone der Migrationskrise wurde.
Wenn diese Bilder zum Handeln drängen, so allein deswegen, weil sie in der Erregungsgesellschaft das Selbstverständnis des Betrachters verstören. Mit dem Hinweis auf den gedanklichen Autismus öffnet Enzensberger das eigentliche Bürgerkriegsszenario. Und dieses liegt nicht in irgendeiner Ideologie, sondern allein darin begründet, dass sich in den Menschen ein Vakuum aufgetan hat – oder genauer: dass ein bis dato für selbstverständlich genommenes Selbstgefühl sich in ein Nichts aufgelöst hat. Weil auf diese Weise so etwas wie ein moralischer Bankrott stattgefunden hat, strebt das freie Radikal danach, die Leere zu füllen – wobei die Farce durchaus unterschiedliche Formen annehmen kann, sei es, dass man sich in die blanke Gewalt, in die identitäre Verheißung oder in das Hochgefühl moralischer Suprematie hinein flüchtet. Auf kuriose Weise beschreibt schon die Auflistung dieser höchst unterschiedlichen Symptome die zeitgemäßen Verwerfungen, ja, man kann darin eine Beschreibung der ab- und ausgrenzenden Non-Diskurse der Gegenwart sehen. Umso wichtiger aber ist es, sich der gemeinsamen Ursache anzunehmen.
»Selbstlosigkeit, nicht als Güte, sondern als Gefühl, dass es auf einen selbst nicht ankommt, dass das eigene Selbst jederzeit und überall durch ein anderes ersetzt werden kann.«
Dieses Gefühl der Ersetzbarkeit kommt einer existenziellen Auslöschung gleich – und ist wohl die tiefste Ursache der zeitgemäßen Malaise, dieser toxischen Mischung aus Ressentiment und entschwundener Zukunft. Genau hier sieht Enzensberger die Ursache, welche die industrialisierten Gesellschaften in einen Zustand des molekularen Bürgerkriegs hineinschlittern lässt. Dieser ist umso gefährlicher, als die Atavismen und zivilisatorischen Rückschritte mit der Hochtechnologie eine explosive Verbindung eingehen können. Konnte man sich in den 60er Jahren noch der Illusion hingeben, dass die Welt zum Dorf werde, ist das genaue Gegenteil eingetreten: das Dorf ist zur Welt geworden. Und folglich können die Tribes sich per Whatsapp koordinieren, wird der zivilisatorische Regress mit Hilfe der Technik vollzogen. Von daher greift es zu kurz, wenn man die sozialen Medien als Unruhestifter, als die wahre Ursache von Hass, Hetze und vagierender Gewalt, brandmarken will. Die wahre Ursache ist jenes Moment der inneren Entleerung, das sich auf vielfältige Weise der Gesellschaft bemächtigt hat. Folglich sind die Anlässe, die zur Entladung von Wut und Gewalt führen, Nichtigkeiten.
Was dem Bürgerkrieg der Gegenwart eine neue, unheimliche Qualität verleiht, ist die Tatsache, dass er ohne jeden Einsatz geführt wird, dass es buchstäblich um nichts geht. Damit wird er zum Retrovirus des Politischen.8
Dabei stellen die nackte Gewalt und die Empfindlichkeiten der Sprachpolizei, welche den Gebrauch einzelner Wörter, ja selbst das Schweigen inkriminiert („Silence is violence“), nur die beiden Seiten ein- und derselben Münze dar.
Schaut man, was sich in den letzten Wochen in Frankreich abgespielt hat, so lässt sich sagen, dass das Retrovirus des Politischen längst die Bühne erobert hat. Und weil es dabei um nichts geht, sucht das Ressentiment, der Logik der psychischen Inflation folgend, nur nach dem passenden Anlass. Also wird die Tötung eines jungen Menschen zum Gesellschaftsfanal, verschafft sich das Gefühl der Nichtswürdigkeit im Zeichen eines Märtyrers (wie ungeeignet auch immer er sich darstellen mag9) Satisfaktion. Dass in dieser Orgie der Zerstörung die Viertel verwüstet werden, die man doch selber bewohnt, die Autos der Nachbarn, die Schulen der Kinder, eine Bibliothek gar, belegt nur die Tiefe des Entfremdungsgefühls. Nicht minder verstörend jedoch ist die Reaktion der Lumpenbourgeoisie. Denn anstatt die sinnlose Zerstörung als solche zu benennen, lässt sie dort, wo sie pauschal die Ordnungshüter des systemischen Rassismus bezichtigt, so etwas wie ein klammheimliches Einverständnis, ja eine Komplizenschaft durchscheinen (was, in symbolischer Form, nur die Wiederholung des sinnlosen Selbstzerstörungsaktes ist). In diesem Sinn sind die nackte Gewalt und die Lumpenbourgeoisie Zwillingsgeschwister – beschwören sie Gründe, wo in Wahrheit nichts ist. Oder wie es Max Horkheimer einst in schöner Klarheit gesagt hat: »Sind Gewalt und Sinnlosigkeit nicht zuletzt ein und dasselbe?«
Nein, der Bürgerkrieg beginnt nicht erst, wenn Steine fliegen, Blut fließt und die Straßenzüge in Flammen aufgehen. Wenn Nietzsche in Jenseits von Gut und Böse von einem Pessimismus spricht, »der nicht bloß Nein sagt, Nein will, sondern […] Nein tut.«, so hat er jene Eskalationslogik beschrieben, die von der Verneinung zum Aktivismus zur Untat führt. Nun ist dieser Abstieg keine bewusste Entscheidung. Vielmehr hat man es mit einer schleichende Entwertung der Werte zu tun, einer Limboökonomie, in der die Unterbietung unmerklich zum ökonomischen Rationale geworden ist.
Wo alles unter Einkaufspreis zu haben ist (copy & paste), wird das Epistemische vom Bullshit gekapert, die Ästhetik vom Sozialkitsch überwältigt und die Moral von dem, was man moral grandstanding10 nennt: Tugendprotzerei.11
Erinnert man sich an die Einsicht, die Hannah Arendt in ihrer Vorlesung Some Questions of Moral Philosophy als Wurzel allen Übels beschreibt, so besteht sie darin, dass sich der Betreffende der Erinnerung verweigert – all der Dissonanzen, mit denen es man in der Moderne zu tun bekommt. Sie zu denken und zu einer neuen Form des Selbstverständnisses zusammenbuchstabieren (dem, was ich das Dividuum nenne), wäre das Gebot der Stunde. Oder wie es Leonhard Cohen in einer wunderbaren Textzeile gesagt hat:
There is a crack in everything. That’s how the light comes in.
Das Video zeigt die Mutter des getöteten Teenagers beim Anführen eines Protests
Der verabscheute Andere ist ursprünglich wohl immer der Nachbar, und erst, wenn sich größere Gemeinwesen gebildet haben, wird der Fremde jenseits der Grenze zum Feind erklärt. (Hans Magnus Enzensberger: Aussichten auf den Bürgerkrieg, Frankfurt/M. 1993, S. 11)
Ebenda, S. 23-24.
Vgl. Francis Fukuyama: The End of History or the Last Man, New York / Toronto 1992, S. XI.
Vgl. Enzensberger, S. 21.
Ebenda, S. 27.
Ebenda, S. 70.
Enzensberger, S. 83.
Ebenda, S. 35.
Der siebzehnjährige Nael Mertzoouk hatte mit seinen jungen Jahren bereits eine Liste von 15 Vorstrafen angehäuft: darunter Fahren ohne Führerschein, ohne Versicherung, mit falschem Nummernschild. Hehlerei, Drogenhandel, sowie fünf Anklagen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.
Vgl. hierzu: Justin Tosi / Brandon Warmke: »Moral Grandstanding«. In: Philosophy & Public Affairs 44(3), Juni 2016. S. 197-21.
Martin Burckhardt: Schein und Wahn. In: Lettre international, Herbst 2022.